Ist EchoLink Amateurfunk?
Diese Frage hat schon zu unzähligen stundenlangen Diskussionen geführt,
obwohl die Beantwortung dieser Frage eigentlich völlig sinnlos ist . Niemand,
nicht einmal die Puristen unter den Funkamateuren kämen auf die Idee die Frage
zu stellen, ob "das Führen eines Logbuches" oder "die angeregte
Diskussion über Amateurfunk am Stammtisch" Amateurfunk sei. Trotzdem
würden mir wahrscheinlich alle beistimmen, dass beides zum Amateurfunk gehört.
Viel wichtiger scheint denn auch die Frage zu sein:
"Nützt
EchoLink dem Amateurfunk?"
Dies kann ich getrost mit ja beantworten und hier an verschiedenen Beispielen
erläutern:
- Mit EchoLink sind zahlreiche Repeater die seit Monaten oder Jahren
verstummt waren, plötzlich zu neuem Leben erwacht. Einerseits sind es die
EchoLink-QSO's, anderseits aber auch OM's und YL's die plötzlich wieder auf
dem Repeater aktiv werden, die dazu beitragen, ganz einfach weil es mehr
Spass macht einen aktiven Repeater zu monitoren, als einen der jahrelang
keinen Ton von sich gibt. Zudem werden uns durch kommerzielle Interessen
immer wieder Frequenzen streitig gemacht. Mit EchoLink wird ein Beitrag zu
vermehrten Frequenzaktivitäten geleistet und dies ist ein gutes Mittel
Frequenzen verteidigen zu können. Für jeden Betreiber (-Verein) müsste
eine intensive Nutzung des Repeaters durch Funkamateure eigentlich willkommen sein,
denn nur so rechtfertigen sich die Kosten für den Bau und den Unterhalt
eines Umsetzers. Dass ein reger Verkehr auf den Repeatern auch nach
Rücksichtnahme verlangt hat vor allem mit Betriebstechnik und nichts mit
EchoLink oder einer anderen neuen Technik zu tun.
- Beim "Pröbeln" und Basteln mit der neuen Technik tauchen oft
Fragen auf und wollen mit gleichgesinnten Funkamateuren ausgetauscht werden.
Ausserdem ist das "Tüfteln" doch eines der grossen
Betätigungsfelder in unserem Hobby und kommt mit der Anwendung dieser
Technik garantiert nicht zu kurz. Dass es dabei nicht nur um Radiotechnik
sondern auch um Informatik geht, hat damit zu tun, dass auch in unserem
Hobby der PC und das Internet je länger je mehr zum Bestandteil der Funkanlage
werden.
- Kommunikation ist das zentralste Thema unseres Hobbys. Einerseits ist es
die Kommunikation zwischen den Geräten die fasziniert, aber mindestens
ebenso die Kommunikation von Mensch zu Mensch. Natürlich ist es spannend
und bringt jeden (jede) Funkamateur(in) im wahrsten Sinne des Wortes, aus
dem Häuschen, wenn über Funk eine weite oder seltene Verbindung zu Stande
kommt. Genauso spannend kann es aber auch sein, über EchoLink mit einer
Station irgendwo auf unserem Planeten sprechen zu können und zwar in einer
Qualität als wenn sie auf einer lokalen UKW-Frequenz zu erreichen wäre.
- Bewaffnet nur mit einem DTMF-fähigen Handy sind so sogar aus dem
Ferien-QTH
QSO's mit den daheimgeblieben Funkamateuren möglich. Dies war bisher den
KW-Amateuren auf geeigneten KW-Frequenzen vorbehalten und machte das
vorherige Aufstellen der Kurzwellenfunkanlage mit der entsprechenden Antenne
nötig und war trotzdem immer von den aktuellen Ausbreitungsbedingungen
abhängig.
- Mit EchoLink ist es auch während sonnenflecken-armen
Zeiten möglich, den Kontakt zu OM's (YL's) in der Ferne aufrecht zu
erhalten. Auch viele Auslandschweizer haben diese Technik für sich entdeckt
um mit bekannten Schweizer OM's (YL's) in ihrer Heimat einen Schwatz
abzuhalten und heimatliche Töne (wie z.Bsp. die CW-ID
des Relais Pilatus) zu hören.
- Selbst die von manchen verpönte EchoLink-Verbindung von PC zu PC hat
durchaus ihre Berechtigung und kann dem Amateurfunk dienen. Wer schon
DX-Verbindungen in einer fremden Sprache abgewickelt hat, in der man nicht
sattelfest ist, weiss wie gross die Hemmschwelle sein kann, in einer fremden
Sprache zu sprechen. Gäbe es eine Möglichkeit in der man nur ein
Zwiegespräch mit einem (einer) OM (YL) haben könnte, hätte sicher schon der
eine oder andere eine Verbindung gewagt in der mehr als nur der Locator und
der Rapport ausgetauscht werden. Genau dies ist aber mit EchoLink von PC zu
PC möglich. Auf diese Art können Fremdsprachen trainiert werden, ohne die Angst
dass die ganze Welt mithört. Und später wenn man etwas mutiger geworden
ist, folgt bestimmt auch die Verbindung über Funkwellen.
- Es gibt zahlreiche sogenannte "antennengeschädigte"
Funkamateure, die keine Möglichkeit haben, eine einigermassen DX-taugliche
Antennenanlage aufzubauen. Und wer von uns gönnt es diesen
"Geschädigten" nicht von Herzen, endlich eine Möglichkeit zu
haben, von zu hause oder unterwegs mit Stationen auf der ganzen Welt über unser Hobby
zu kommunizieren. Zudem können die Amateure mit DX-fähigen Antennenanlagen
den "Geschädigten" ihre Anlage, dank dieser Technik (simplex
Links), im Rahmen der Vorschriften übers Internet zur Verfügung stellen. Ein Akt der wahren HAM-Spirit
fördert!
- K1RFD, Jonathan Taylor, als Programmierer von EchoLink wurde vom ARRL (das
amerikanische Pendant der USKA bzw. des DARC) zu recht mit einem Preis
von US$ 500 (Technical Innovation Award) und einer Plakette ausgezeichnet für seine
kostenlose Software, mit der er innert Jahresfrist mehrere zehntausend
Funkamateure weltweit verbinden konnte. Die ARRL und zehntausende
von EchoLink-Nutzer demonstrieren damit die Akzeptanz dieser Technik.
- Mit EchoLink trifft man oft auch auf ältere Funkamateure die diese
"Betriebsart" für sich entdeckt haben. Erstaunlich, denn
eigentlich glauben wir, dass ältere Semester Berührungsängste mit
Techniken wie Internet und PC haben. Dies wird aber, mit den zahlreichen OM's
die oftmals weit über 70 Lenze zählen und trotzdem EchoLink benutzen,
widerlegt. Nach den Motiven zur Benutzung von EchoLink befragt, wird oftmals
die störungsfreie weltweite Kommunikation genannt, bei der man neue nette
Kontakte knüpft.
Eines ist sicher: Mit einer Diskussion ob EchoLink nun Amateurfunk
sei, motivieren wir keine Amateurfunk-Anwärter. Aber mit einer toleranten
Haltung gegenüber Funkamateuren die neues ausprobieren wollen und der
Begeisterung für neue Techniken und Möglichkeiten schaffen wir es, dass durch
das Wecken von Interesse auch für genügend Nachwuchs in unserem Hobby gesorgt
ist. Vor allem aber, sollen aktive Radioamateure nicht durch anders denkende
Radioamateure mit ihrer negativen Haltung davon abgehalten werden, weitere neue
Techniken mit unserem Hobby zu verbinden. Denn die aktiven Amateure sind es, die
unser Hobby auch weiterhin beleben. Natürlich braucht es dazu auch die nötige
Toleranz auf beiden Seiten.
In diesem Sinne hoffe ich, dass es weiterhin Funkamateure wie Jonathan Taylor
K1RFD gibt, die ihre Freizeit für unser aller Hobby einsetzen und es auf der anderen
Seite keine Stimmen gibt, die neue Techniken aus Prinzip ablehnen und
nach Vorschriften schreien, sobald jemand etwas neues ausprobiert!
73 de Peter HB9DWW (http://www.satszene.ch/hb9dww)
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